Neue Heimat für ein Huhn: Seit über drei Wochen flattert das Federvieh über die Autobahn. Es will dort einfach nicht mehr weg.
Von Tobias Wolf
Braunes Gefieder, spitzer Schnabel und unheimlich flinke Füße: Huhn Gerda kann sich nicht mehr von der Autobahn 4 trennen. Seit über drei Wochen rockt das Federvieh den Abschnitt zwischen Dreieck Dresden-West und der Abfahrt Altstadt. Mit einer gewissen Akrobatik hat Gerda längst bundesweit Schlagzeilen gemacht und ist Dauerthema im Verkehrsfunk.
Für Pendler ist die Henne ein liebgewonnener Anblick geworden. Sie hupen, wenn Gerda in der Sonne am Fahrbahnrand mal entspannt. Ansonsten rennt das verrückte Huhn völlig unberechenbar immer wieder quer über alle Fahrspuren mit nur einem Ziel: den Leckereien vom Mittelstreifen. Seelenruhig pickt die Henne an Grashalmen herum, sucht nach Würmern und Insekten, während rund um sie der Verkehr tost – als wäre es der normalste Mittagstisch der Welt. Genauso gut könnte sich Gerda zwischen den Gleisen einer ICE-Strecke einnisten. Dauersturm im Federkleid. Ist es die Liebe zu schnellen Autos oder die Suche nach einer neuen Heimat? Die Dresdner Polizei ist ein bisschen ratlos, was sie nun mit Gerda machen soll.
Die Beamten haben sie auf den Namen getauft, vielleicht mit einer unwilligen Stiefmutter im Hinterkopf. Denn Gerda lässt sich weder fangen noch kommt sie freiwillig. Nicht selbst geerntetes Futter lehnt sie ebenfalls ab. Alle bisherigen Lockversuche der Polizisten dürfen als gescheitert gelten. Lieber gibt der gefiederte Kamikaze-Renner Gas – und das quer über die meistbefahrene Autobahn Sachsens. Einem Radiosender sagte eine Polizistin: „Vermutlich sucht das Huhn den Nervenkitzel.“ Den dürften auch manche Autofahrer spüren, wenn Gerda plötzlich hochflattert. Zwar gilt an der Stelle Tempo 120, dennoch könnte das Huhn irgendwann einen Autofahrer so erschrecken, dass er das Steuer panisch herumreißt und einen Unfall verursacht.
Wie lange kann Gerda das „vogelfreie“ Leben noch genießen, ohne zur unfreiwilligen Kühlerfigur zu werden? „Wir würden es einfangen, wenn sich die Möglichkeit bieten würde, aber nicht um jeden Preis“, sagt Polizeisprecherin Ilka Rosenkranz. Auch mit Blick auf Tierfreunde mahnt die 39-Jährige, dass niemand über eine sechsspurige Autobahn rennen sollte, um Gerda zu retten. „Ich muss dem Huhn Respekt zollen, weil es sich so tapfer schlägt“, sagt Rosenkranz. „Es wird sicher noch eine ganze Weile über die Runden kommen.“
... in Belgien, irgendwo zwischen Antwerpen und Calais, auf einem Rastplatz wo ich früher gelegentlich genächtigt habe, da war auch eine ganze Hühnerschar. Richtig tolle bunte Viecher, und verschlafen war da morgens nicht drin. Die haben Dich sowas von aus dem Schlaf gekräht. Aber die haben sich nur am Rastplatz aufgehalten und sind nicht auf die Bahn.
Der Fuhrmann
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