Der BGL vertritt die Interessen der Logistikfirmen, ver.di meist die Interessen des gewerblichen Personals. Da kracht es manchmal schon innerbetrieblich ordentlich. Der BGL kann nur für seine Mitglieder einfordern - nicht für Verlader und Empfänger, die dort nicht Mitglied sind. Die meisten Transporte werden aber auch Verlader und Empfänger bei der Durchführung betreffen.
Warum soll sich ein Verlader nach den Interessen der anliefernden TU richten? Wer hat beim Verlader oder Empfänger eine Ahnung von den Vorschriften für den Güterverkehr?
Facharbeitermangel besteht auch in vielen anderen Branchen. Man muss als Verantwortlicher überlegen, worin die Gründe liegen - nur an der Rampenproblematik beim Berufskraftfahrer? Die Charta ist m.E. der Versuch, eine Art 'Hilferuf' zu senden: wenn ihr die Rampenprobleme nicht in den Griff bekommt, dann haben wir bald zuwenig oder keine Fahrer mehr. Die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte (z.B. Standgeldberechnung, Palettentausch etc.) lassen sich jetzt nicht mehr aufholen. Der TU ist in den Augen vieler Verlader und Empfänger zu einem nötigen austauschbaren Dienstleister fast ohne Rechte 'verkommen'
Es wird sich nichts ändern, da hier zu unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen und vor allem beim Nahverkehr in der Verteilung keine Verträge mit dem anliefernden Spediteur / TU bestehen. Solange die Worte 'Haftung' und 'Kosten' nicht im Spiel sind, interessiert die Charta vermutlich die wenigsten Verantwortlichen.
Verpflichtung 1 für alle Parteien führt alles ad Absurdum, weil oftmals mangels Sprachkenntnissen auf allen Seiten keine vernünftige Kommunikation an der Rampe möglich ist.
Klar hat die Charta eher "appelativen Charakter", aber ich sehe sie nicht so negativ. Während auf auf europäischer Ebene die Verlader mit dem ESC European Shippers Council mit im Boot sind, ist hier in DE das Spektrum mit verdi und dem BGL, der seine Mitglieder eher bei den Transportunternehmern hat, noch ziemlich schmal. Leider sind der DSLV als Vertreter der Sped. und Logistiker sowie die Verladerverbände nicht dabei. Wobei die Sped. und größeren Transportunternehmer auch mal anfangen sollten, vor der eigenen Haustüre zu kehren: Während sie als Transporteure Leidtragende der Gepflogenheiten sind, sind sie in ihrer Rolle als Lagerlogistiker und Ladestelle auch häufig alles andere wie vorbildlich. Sehr positiv sehe ich die sehr aktive Lobbyarbeit vom BGL mit dem Vorsitzenden Dirk Engelhardt in den letzten zwei Jahren: Da wurde einiges erreicht, insbesondere dass das Problem der illegalen Kabotage mitterweile angegangen wird mit massiven Kontrollen. Gruss vom Ahnungslosen
@Ahnunglos 3.0 Wie immer eine fachlich fundierter Beitrag
Zitat von Gast im Beitrag #4Leider sind der DSLV als Vertreter der Sped. und Logistiker sowie die Verladerverbände nicht dabei.
Warum wohl? Stichworte: Verantwortung und Haftung. Dazu keinerlei Interesse an einer Steigerung der Transportkosten, da die geforderten Maßnahmen nicht kostenneutral umgesetzt werden können.
Zitat von Gast im Beitrag #4Wobei die Sped. und größeren Transportunternehmer auch mal anfangen sollten, vor der eigenen Haustüre zu kehren: Während sie als Transporteure Leidtragende der Gepflogenheiten sind, sind sie in ihrer Rolle als Lagerlogistiker und Ladestelle auch häufig alles andere wie vorbildlich.
Stimmt. Nur sind dort organisatorische Abläufe (z.B. beim Sammelgutein- und ausgang in Verbindung mit getakteten Linienverkehren) trotz QS-Handbuch in der Praxis deutlich schwieriger zu handeln. Verbesserungspotential durch effiziente Rampensteuerung gibt es bei vielen Verladern und Empfängern mit einem höheren Aufkommen.
Zitat von Gast im Beitrag #4Sehr positiv sehe ich die sehr aktive Lobbyarbeit vom BGL mit dem Vorsitzenden Dirk Engelhardt in den letzten zwei Jahren: Da wurde einiges erreicht, insbesondere dass das Problem der illegalen Kabotage mitterweile angegangen wird mit massiven Kontrollen.
Volle Zustimmung! Leider gibt das BAG keine Auskünfte, inwieweit auch Verlader in die Bußgeldverfahren einbezogen werden und ob hier zumindest bei Logistikern mit Eigenfuhrpark die VO (EU) 2016-403 angewendet wird.
Zitat: "Stimmt. Nur sind dort organisatorische Abläufe (z.B. beim Sammelgutein- und ausgang in Verbindung mit getakteten Linienverkehren) trotz QS-Handbuch in der Praxis deutlich schwieriger zu handeln. Verbesserungspotential durch effiziente Rampensteuerung gibt es bei vielen Verladern und Empfängern mit einem höheren Aufkommen."
Ich meine weniger die klassischen Umschlagslager, sondern dort wo Sped. als Kontraktlogistiker outgesourcte Kundenläger betreiben. Da sind Wartezeiten, Flexibiltität und Prozesse manchmal auch nicht besser wie bei den "verrufenenen" Ladestellen und Empfängern im Handel und Industrie. Eigentlich sollte dort Wertschätzung gegenüber den Fahrern, zügige Abläufe (wenn man selbst weiss was 1,5 Stunden Wartezeit für Anlieferung von 5 Paletten für ein "Torpedo" für die Dispo ist) vorgelebt werden. Die Realität ist leider oft anders
Solange sich die TU nicht einig sind (z.B. bei der Berecnhnung von Wartezeiten - bei See-Container Be- und Entladung oder im Bereich Kranumschlag ist dies kein Thema), wird sich leider nichts ändern. Selbst mit vorgebuchten Zeitfenstern passieren jeden Tag solche 'Torpedos'. Dazu oft fehlende Infos vom Fahrer an die Dispo bzw. Disponent an seinen Auftraggeber und dieser an die Rampe oder an den Empfänger - diese Verantwortungs- und Handlungskette ist zu schwer- und störanfällig. Und leider hapert es oftmals auch an den Fach- und Sprachkenntnissen der Fahrer.
Bessere Ausbildung z.B. durch Sensibilisierung bei Modulschulungen? Klappt bei den Fahrern mit Defiziten meist nicht - oft keinerlei Interesse und erschwerend dazu meist mangelhafte Deutsch-Kenntnisse. Bessere Ausbildung z.B. durch Sensibilisierung bei den MA der Kunden? Klappt nicht, weil kein Interesse an der Änderung der Situation besteht, solange der 'Juniorpartner' (anliefernder oder abholender TU) im Interesse des Empfängers/Verladers handelbar/manipulierbar ist. Bestes Beispiel: LaSi und Verantwortung gem. HGB § 412.
Klassische Situation bei Zentrallägern: Fahrer steht ungeschützt vor Wind und Wetter draußen vor einem Abfertigungsbüro in einer Warteschlange und wartet, bis er die Papiere abgeben kann.
Schon mal jemand auf den Gedanken gekommen, die Situation sichtbar zu fotografieren und danach der zuständigen Gewerbeaufsicht zu melden? Wenn das mehrere machen würden, gibt es evtl. Druck. Der BGL kennt doch die schlimmsten Fälle und kann selbst zusammen mit ver.di hier aktiv werden - warum machen sie es nicht?
Es gibt verschiedene Lösungen: NEIN, wenn der TU selbst seinen Auftrag steuern kann und die Verhältnisse dort kennt. Ja, aber sofortige Haftbarhaltung bei Standzeiten NEIN, wenn Fahrer bei Lade-/Entladestellen wie 'Vieh' behandelt werden (leider selbst schon erlebt)
Meist verhindern wirtschaftliche (Überlebens)zwänge des TU ein solches Vorgehen.
Zitat von hurgler0815 im Beitrag #7Solange sich die TU nicht einig sind ... wird sich leider nichts ändern.
Doch Uto! Wir TU werden von unseren Fahrern mittler weilen "erzogen". Intelligente und gute Fahrer machen das Spiel nicht mehr mit. Entweder wir haben Arbeit mit ordentlichen Rahmenbedingungen, oder die AN die wir wollen (und brauchen), sind ganz schnell weg. Ich denke die TU-Branche steht aktuell an einem Scheideweg. Gute Firmen haben Arbeit und motiviertes Personal, schlecht organisierte TU mit miesen Arbeitsbedingungen haben über kurz oder lang keine Fahrer mehr.
Früher war alles gut, heute ist alles besser. Es wäre besser, wenn wieder alles gut wär. -Heinz Erhardt-
Hier gibt es inzwischen einige Große Betriebe, wo Fahrer sich weigern hin zu fahren. Somit bekommen diese inzwischen Probleme ihre Ware pünktlich abgeholt zu bekommen.
Wird sich denke ich in den nächsten Jahren noch etwas verschärfen.
Ich bleibe so wie ich bin. Schon alleine, weil es andere stört....
Zitat von hurgler0815 im Beitrag #7Solange sich die TU nicht einig sind ... wird sich leider nichts ändern.
Doch Uto! Wir TU werden von unseren Fahrern mittler weilen "erzogen". Intelligente und gute Fahrer machen das Spiel nicht mehr mit. Entweder wir haben Arbeit mit ordentlichen Rahmenbedingungen, oder die AN die wir wollen (und brauchen), sind ganz schnell weg. Ich denke die TU-Branche steht aktuell an einem Scheideweg. Gute Firmen haben Arbeit und motiviertes Personal, schlecht organisierte TU mit miesen Arbeitsbedingungen haben über kurz oder lang keine Fahrer mehr.
Höre in den Schulungen immer wieder den Spruch: wir müssen nehmen, was wir bekommen können.
Aktuell bei SWR 1 BaWü 'Leute' im Interview ein Pflegedienstexperte, der allen MA in Pflegeeinrichtungen dringend rät, sich zu organisieren, um gegen die teils katastrophalen Arbeitsbedingungen der AG vor allem bei den großen Ketten mit vielen Heimen vorzugehen. Dort herrscht vielfach ein internes Angstklima durch Druck, Mobbing und schlechte Entlohnung. Aktuell kündigen viele gut ausgebildete langjährige MA aus Überlastung und Frust oder sind auf der Suche nach Alternativen. Kann man vermutlich 1:1 auch auf unsere Branche so spiegeln.
Verlade-/Entladepersonal steht oftmals bei Betrieben als notwendiges Übel intern in der unteren Hierarchie und deswegen meinen manche 'Rampengötter', dies an den Fahrern auslassen zu müssen. Die wird man nicht ändern können. Die Vorgesetzten interessiert der Umgang an der Rampe nicht, solange ihre internen Betriebsabläufe funktionieren. Änderungen werden den Logistikern und TU zeitnah oder verspätet mitgeteilt - egal ob diese damit klarkommen oder nicht. Rampenprobleme interessieren erst dann, wenn externe Kosten ins Spiel kommen. Und dann wird die Marktmacht der bestimmende Faktor.
Die Charta des BGL und ver.di kann nur ein 1. Schritt sein. Bisher wusste niemand im Logistikbereich davon etwas, den ich gefragt habe. Wird bei den Verladern auch nicht anders sein. Marketing sieht anders aus.
Zitat von Wildflower im Beitrag #9Hier gibt es inzwischen einige Große Betriebe, wo Fahrer sich weigern hin zu fahren. Somit bekommen diese inzwischen Probleme ihre Ware pünktlich abgeholt zu bekommen.
Nennt man klassische Arbeitsverweigerung. Es sei denn, dass der Chef dahintersteht und solche Aufträge nicht mehr ausführt.