Es ist ja nun sattsam bekannt, dass Kübler eine eigene Schwerlast-Abteilung im Bereich „Heavy Haulage Rail“ hat, und dort auch Tragschnabelwagen einsetzt. Gerne nimmt man im Hause Kübler auch Aufträge für den Transport von Schiffsmotoren und Transformatoren entgegen, und dies über den Schienenweg.
Jetzt kommt Timon ins Spiel, denn er ist ist Lokomotiv-Führer für die NeSA, fachlich heißt der Beruf übrigens „Triebfahrzeugführer“.
C18730F1-D0D5-4F9C-AE61-0C24105C909D.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte) Timon vor seiner (ich gendere jetzt mal 🙂 ) Ölfresserin
Timon arbeitet für die NeSA mit Sitz in Rottweil. Die NeSA ist ein eigenständiges Eisenbahnverkehrs-Unternehmen, ist nicht verwandt oder verschwägert mit Kübler, und fährt in Kooperation mit diesen als regelmäßiger Partner. Die Eisenbahn-Betriebsgesellschaft Neckar Schwarzwald Alb mbH – kurz NeSA – ist im ehemaligen Bahnbetriebswerk in Rottweil beheimatet, und hat sich seit der Gründung 1998 gut etabliert.
Die NeSA hat sich auf drei Bereiche fokussiert:
Nostalgie- und Touristikverkehr Überführungen und Baustellenlogistik – hier kommt Timon ins Spiel Traktion Sollte also jemand unbedingt die Goldhochzeit der Eltern, oder ein anderes großes Ereignis besonders begehen wollen, bietet sich eine Fahrt mit einem Zug der NeSA durchaus an 🙂
Es begab sich, daß eine ungeplante Fahrt zu übernehmen war, mit Kübler als Auftraggeber. Auch diese Beauftragungen für die Schiene müssen geplant werden, denn: Man hat es mit dem Streckennetz, und vor allem mit den Fahrplänen der Deutschen Bahn, zu tun. Das alles ist umso schwieriger, weil die Fahrpläne der Deutschen Bahn – weiß ich selbst aus sehr leidvoller Erfahrung – nicht unbedingt zuverlässig sind. Auf der Controller-Akademie hatten wir früher den flapsigen Spruch:
Planung ist das Ersetzen des Zufalls durch den Irrtum
Wie gesagt, das alles lief sehr kurzfristig, und es handelte sich um eine Leerwagenüberführung eines Kübler´schen Tragschnabelwagens nebst „Begleitfahrzeug“. Es gibt, so wie ich das auch aus dem klassischen Schwerlast-Geschäft kenne, einen Begleitwagen. Der ist allerdings blau. Und: „Marke de luxe“, denn in diesem Waggon ist eine Küche, es gibt Schlafgelegenheiten, und einen Technikbereich. Quasi ein Wohnwagen auf der Eisenbahn 🙂
Überführt wurde ein 24-achsiger Tragschnabelwagen, dieser hatte sog Langbrücken eingebaut. Überführt wurde von Mannheim nach Freilassing. Dort hat die ÖBB den Zug übernommen mit dem Ziel Terni, also ins Alto Adige (Südtirol).
9C55452C-B9C4-48CA-849B-EB6A0A72D0F0.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte) Der TSW 348 von Kübler
Um mal im Schwerlast-Jargon zu bleiben: Der 24 Achser hatte 53.946 mm Länge, ein Leergewicht von 220 to mit Wagen, Achsen und allen drum und dran, und in Terni kamen dann noch 160 to dazu. Somit betrug das Gesamtgewicht 380 Tonnen. Der 24-Achser kann bis zu 384 Tonnen aufnehmen. In Terni sollte eine Metallwalze, ca 160 Tonnen schwer, aufgenommen werden, zum weiteren Transport. Zielort war Civitavecchia in Italien.
Timons Lokomotive ist eine 218 105-5, und es ist eine Diesellok aus dem Jahr 1971. Das Eigengewicht des kleinen Ölfressers – so nennen die Jungs ihre Ladies liebevoll – liegt bei 79 Tonnen, und der TB11-Motor von MTU ist 2.800 PS stark.
Mit dabei waren ein Lokführer (Timon) und ein Rangierer. Dieser schaut u.a., ob die Bremsen funktionieren, achtet also immer auf den Zustand derselben, macht die Abnahme von Fahrzeugen, und kümmert sich um die Papiere. Im Begleitwagen waren drei Leute, nämlich ein Transportleiter und zwei Fahrzeugbediener für den TSW. Für diese drei war es ebenfalls eine Leerfahrt *lach* denn sie kamen erst am Übergabeort Freilassing zum Einsatz.
Der blaue „Graffitti-Waggon“ ist für die Begleiter. Der Waggon wird demnächst saniert, denn die Graffittis kommen wie angeflogen..
Es wurde in 2 Etappen gefahren. Start war Montag um 16.00 h, Freilassung wurde am Dienstag um 15.00 h erreicht. Dort stand der Zug bis Donnerstag, dann ging es weiter bis nach Terni. Zurück fuhr dann nur noch eine einsame Lokomotive, bis Stuttgart. Dort erfolgte dann ein Einsatz im Reisezugverkehr. Man sieht: So ein Unternehmen ist schon sehr flexibel, wenn es um den Einsatz von Maschinen mit Fachpersonal geht!
Zum guten Schluß habe ich Timon noch gefragt, wie er denn dazu gekommen ist, ausgerechnet einen Zug führen zu wollen. Wie so oft, wurde der Grundstein bereits in der frühen Jugend gelegt:
Zum 5. Geburtstag sind die Eltern mit Timon mit dem Zug zum Züricher Zoo gefahren. Timon durfte in den Führerstand, das war schlechthin das Highlight. Damit war der Eisenbahn-Virus da, und in der Realschule hat Timon schon Vorschriften für die Bahn gelernt. Ist ja ein bisschen schräg, Timon Er hat dann noch diverse Praktika bei der Bahn gemacht, und diese haben dann gefragt, ob er die 3-Jahres-Ausbildung bei ihnen machen möchte. Und inzwischen ist Timor bei der NeSA.
75BF4BEF-0EB6-40DF-BF36-A2A1894403F9.jpeg - Bild entfernt (keine Rechte) Timon – mit einem leisen Grinsen – an seinem Lieblingsplatz
Mein Dank geht an Timon für den für mich ungewöhnlichen Einblick in das Schwerlastgeschehen via Schiene, dem wir vermutlich künftig mehr Augenmerk schenken sollten – bei DEN maroden Straßen!
Der Standort war bis 2002 (Elbeflut) über 2 Brücken an das Netz der Deutschen Bahn angeschlossen. Der Anschluss wurde nur selten, von Siemens nie, genutzt. Dann kam die Flut, Brücken wurden entfernt ....................... Gleise liegen teilweise sogar noch
Jo, @FLO, wenn Du die angehängte Karte anschaust siehst noch den Verlauf.
https://goo.gl/maps/6TsvvBhJPJKpp2RKA Ab dem Shell-Autohof nach Nord West, an der Metro vorbei unter der BAB durch, in der Flutrinne sieht man noch den Schatten der Brücke und dann der weitere Verauf sichtbar durch den Grünstreifen.
Siemes ist Washingtonstraße Ecke Overbeckstraße. Ich kann mich aus Kinderzeiten noch erinnern, dass da Tragschnabelwagen rumstanden, zumindest im Bereich hinter dem Autohof, dort war ne Art Rangierbahnhof