Wie bekannt, wurde Anfang Juli 2020 das Mobilitätspaket 1 vom EU-Parlament verabschiedet. Die einzelnen VO dazu sind z.B. im internen Forumslexikon (FAQ) zu finden. Seit 21. August 2020 sind die meisten Änderungen im Alltagsbetrieb gültig und so mancher Verlader und TU muss künftig umdenken und neu planen.
Zum Mobilitätspaket gibt es in anderen Foren ebenfalls Fachbeiträge, sodass ich hier mehr auf die Folgen des Mobilitätspakets vor allem für TU eingehen möchte.
Betroffen sind vor allem die kleinen TU und die Großflotten aus der östlichen EU (Ungarn, Bulgarien, Rumänien) sowie das Baltikum (Estland, Lettland, Litauen) mit ihren klassischen Kabotageverkehren in der West-EU. Hier im Forum auch ein Thema: Auch Estland will gegen neue EU-Regeln für Fernfahrer vor den EUGH gehen
Mit dem kleinen Unterschied: die sind nicht erst im Anmarsch, sondern schon voll in D angekommen.
Die Strategie der Großen ist klar:
- weiterhin Standard-Transportdienstleistungen anbieten (Komplettladungsverkehre) - keine Erbringung von Dienstleistungen im Nahverkehr, sofern diese unvermeidbar sind. - keine Spezifizierung auf Bereiche, in denen besonders geschulte Fahrer nötig sind - inländische (Fernverkehrs)Betriebe übernehmen und dadurch Standorte sichern - das bisherige Fahrpersonal schnellstmöglich zu mehr Flexibilität auffordern und nach der gesetzlichen Übergangsfrist weich oder hart 'entsorgen' - Arbeitnehmerüberlassung von billigem Fahrpersonal aus Nicht-EU-Ländern über entsprechende Firmen in den Heimatländern - Einrichtung von Staffettenverkehren bei EU-Kabotage-Transporten
Und die (Groß-)Verlader freuen sich über weiterhin konstant niedrige Transportpreise auf der Straße, bei denen künftig nur die bekannten Klimafaktoren eingepreist werden müssen und sonst nichts.
Arbeitnehmerüberlassung und Kabotage auch mit den neuen Regelungen nicht zu kontrollieren. Hier muss dringend nachgebessert werden. Die vorgeschriebene Kontrolldichte vor allem in den Ost-EU-Ländern und im Baltikum - wohl eher ein Wunschtraum.
Die Leidtragenden sind die kleineren ausländischen TU und vor allem die inländischen Transportfirmen in Deutschland. Der klassische innerdeutsche Fernverkehr wurde bereits massiv an die ausländischen Wettbewerber 'ausgelagert', sodass man sich als TU neue Betätigungsfelder und Nischen suchen muss.
Wie es wohl weitergehen wird?
Die 3,5to Klasse im int. Güterverkehr und bei Kabotageverkehren wird spätestens mit der Einführung der EU-Lizenz und der Einführung des Fahrtenschreibers langsam aussterben. Ansonsten wird vieles beim Alten bleiben (auch der Fahrermangel)....und eine weitere erhebliche Reduzierung der D-TU ist zu erwarten. Der Nahverkehr wird es zu spüren bekommen.
Im Übrigen ist man als Verantwortlicher eines TU gesetzlich verpflichtet, die Änderungen des Mobilitätspakets zeitnah an die Beschäftigten kompetent zu vermitteln (lassen) (siehe z.B. Art. 33 VO (EU) 165/2014)