Zitat von Schrotti im Beitrag DieselpreiseHab gestern irgendwo gelesen, dass der Ölpreis auch aufgrund des Coronavirus fällt. Wird wohl ein Wirtschaftseinbruch in China befürchtet...
Ist auf jeden Fall eine der Ursachen.
In China wird aktuell großflächig in den gesperrten Gebieten nicht produziert bzw. ausgeliefert. Dazu geschieht in anderen Gebieten aus Angst vor dem Virus dasselbe. Weiß ich aus erster Hand von Menschen, die auf Zeit in China für deutsche Firmen arbeiten und aktuell zuhause bleiben (müssen). Da fast die ganze Welt von diesen Lieferungen abhängig ist, erleben wir bereits die ersten Auswirkungen einer weltweiten Unterbrechung der Logistikketten. Da wird es in spätestens 3-4 Wochen massive Verwerfungen geben. Daimler und ZF haben bereits erste Einschnitte bei der Produktion vermeldet.
Weniger oder keine Produktion und Auslieferung = weniger Seeschiff- und LKW-Transporte = weniger Dieselverbrauch = Preissenkung. Seeschiffe müssen seit 01.01.2020 aus Umweltschutzgründen (CO²-Ausstoß) in den Hoheitsgebieten der Länder mit Diesel fahren. Eigentlich ein Grund zur Erhöhung der Dieselpreise. China als der größte Ölverbraucher der Welt mit entsprechend hohem Importvolumen an Rohöl hustet und die OPEC und Russland bekommen Grippe. Bin mal gespannt, wie weit der Dieselpreis noch sinkt und was unsere Regierung als Gegenmaßnahmen plant.
Dieses Virus hat das Potential zu einem kleinen Flächenbrand in der gesamten Weltwirtschaft. Gewinner werden evtl. Aktien- und Fondsspekulanten sein sowie im Logistikbereich diejenigen, die variabel reagieren können. Für den LKW-Transport werden die nächsten Monate bis mindestens Ende des Sommers eine harte Herausforderung - insbesondere für die Automotive-Logistik sowie Transporte von Neufahrzeugen.
Gestern habe ich mit einem Kollegen im Seecontainerbereich gesprochen. Hatten seit Dezember einen Einbruch von 20 % !!! Bauen aktuell massiv ab.
Nun kommt noch dazu, das keine Züge mehr aus China rein und raus gehen und Schiffe auch nicht entladen werden. Somit nochmal ein Einbruch bis zu 50% erwartet...
Es wird spannend...
Gut ist, das die deutschen kaum China Bier trinken, somit bin ich wenig betroffen. Sorgen mache ich mir nur, wenn die großen um zu retten bei mir in die Preise grätschen...
Ich bleibe so wie ich bin. Schon alleine, weil es andere stört....
Zitat von Wildflower im Beitrag #3 ........ Sorgen mache ich mir nur, wenn die großen um zu retten bei mir in die Preise grätschen...
Genau diese Befürchtung besteht durchaus zurecht. Das ganze verarbeitende Gewerbe wird die Auswirkungen bald zu spüren bekommen - somit werden die Logistiker gezwungen sein, sich evtl. auf anderen Märkten und in anderen Branchen umzusehen.
Bei den Verladern (vor allem Zulieferer Automotive) herrscht große Verunsicherung, weil vielfach völlig ungewiß ist, wie es weitergeht, wenn chinesische Lieferungen temporär oder dauerhaft ausfallen. Manche versuchen, neue Lieferanten und Wege zu finden. Problem sind die Jahresverträge mit den Abnehmern und höhere Kosten bei den Lieferanten außerhalb von China. Wieweit die chin. Wirtschaft die Auswirkungen verkraftet? Keine Prognose möglich.
Habe am Sa. bei der letzten Modulschulung das Thema kurz angeschnitten - die meisten Kraftfahrer interessiert es bisher nicht. Die anwesenden Unternehmer hingegen sind jetzt sensibilisiert.
Die Kraftfahrer interessiert es nicht bis sie arbeitslos sind.
Im Moment wegen dem Fahrermangel nicht absehbar, aber ich sehe finstere Wolken am Horizont und bin froh, aus dieser Branche als Selbstfahrer ausgestiegen zu sein.
da hast Du wohl Recht. Muss man aber ebenso mit kämpfen, da täglich ein Dummer aufsteht... Ich werde dieses Jahr noch mit 3 LKW machen, danach entscheiden ob nur noch allein.
Wenn ich an meinen Kunden denke, am Hauptsitz und in der NL Berlin ist der Hausspediteur in die Inos gegangen. Ich war letzte Woche dort zum Gespräch, da die Haupt NL ja bei mir ums Eck. Ja fahren gerne aber Preis müsste 10 CT runter....
Hab ich abgelehnt. Erstens müsste ich dann auch in HH runter und zweitens ist der günstige Preis der Auslöser der Inso des Marktbegleiters gewesen... Zumal er den KM Satz auch im Nahverkehr genommen hat. Macht dann auf Nah-Touren 250 € Differenz zu meinem Preis....
Ich bleibe so wie ich bin. Schon alleine, weil es andere stört....
Solche Schwachköpfe hatte ich auch als Mitbewerber. Km-Satz im Fernverkehr ist ja ok (wenn er denn vernünftig kalkuliert ist), aber im Nahverkehr geht das gar nicht. Da hat bei mir immer der Tagessatz gegriffen und ich wäre am liebsten nichts anderes gefahren. Die anderen haben geweint, wenn es nur um den Kirchturm ging und sie am Tag keine 400 Euro Umsatz hatten.
Fazit: Logistikkosten für Im-/Exporte per See- und Luftfracht werden für die Verlader in vielen deutschen Schlüsselbranchen (Automotive, Metall, Kunststoff, Elektro, Groß- und Versandhandel etc.) deutlich steigen -> sie werden versuchen, im Nach-/Vorlauf und der Distribution den negativen Preishebel anzusetzen. Kurz und mittelfristig keine guten Aussichten für die LKW-Branche. Gilt für Fuhrparkbetreiber ebenso wie für Hersteller.
Geringe Auswirkungen - da erhalte ich täglich ganz andere Meldungen bei Schulungen und aus der Kundschaft - und die sind meist negativer Art. Die großen Player werden die kritischen Situationen bei der Lieferkette in den Griff bekommen. Die Kosten dafür werden der Verladerschaft 'aufgebrummt'. Wo dies nicht geht, geht man an die TU ran (z.B. Zahlungszielerhöhung, die klar gegen ein Gesetz verstößt).
Bei meinen Kunden, die mit Automotive und dem verarbeitenden Gewerbe zu tun haben (sind mind. 75%) macht sich zunehmend Verunsicherung breit, wie man die nächsten Monate bzgl. Personal und Fahrzeugen planen kann.
EDIT: Grade im Radio SWR 1 - Daimler erwartet dieses Jahr ein Minus von mind. 15% beim Absatz von schweren LKW in Europa - hängt sicher auch davon ab, wie es mit dem Corona-Virus weitergeht.
Zitat von havarie im Beitrag #14Das wird noch interessant werden, wer die Schäden bezahlt, wenn da Fleisch in tausenden Containern vergammelt.
Höhere Gewalt? Wohl eher nicht, da die Container aus Europa vor ca. 5-6 Wochen versandt wurden und die Auswirkungen des Corona-Virus auf das tägliche Leben in China schon zum Versandzeitpunkt bekannt waren. Da der Großteil des Fleisches vermutlich ungenießbar wird und teuer entsorgt werden muß, werden die Chinesen nach Beendigung der Krise weltweit alles Schweinefleisch aufkaufen, was sie bekommen können -> weiterer Preisanstieg ist unvermeidlich. Eigentlich gute Aussichten für die Schweinezüchter und die verarbeitende Industrie - nur wohin sollen sie ihre Schweine verkaufen, wenn China monatelang ausfällt? Erst einmal wird der Preis vermutlich einbrechen, weil auch andere Länder und deren Produzenten dieselben Probleme haben werden.
Ich kann mich an die Rindfleischkrise in den 80ern in Osteuropa erinnern und dann zu BSE-Zeiten. Da wurde alles geschlachtet, das Fleisch eingefroren und dann als 'Spende' nach Russland und andere osteuropäische Staaten verschenkt. Die Kühlhäuser waren bis in den letzten Winkel gefüllt und mit der Hygiene der gefrorenen Rinderviertel beim Transport nahm man es nicht so genau. Nach China ist die Logistik aufwendiger und ob dann genügend 'Boxen' zur Verfügung stehen? Die Kühlhäuser werden sicher einer der wenigen Gewinner sein.
Da die Häfen in Asien schon langsam 'zulaufen' und in China proppevoll sind, kann das für Verlader nur heißen: STOP aller Seefracht-Lieferungen ab hier in D -> weniger Export-Transporte per LKW und Bahn zu den Seehäfen. Betrifft Container und zu stauende Ware. Die Liegezeiten für Schiffe werden dramatisch verlängert und die Reedereien und Spediteure werden die Kosten als 'Surcharges' weiterreichen. Kosten dafür werden unkalkulierbar und heftig ausfallen. Bis die Häfen und die Logistik nach Beendigung der Krise wieder zum normalen Betrieb zurückkehren können, wird es sicher noch Monate dauern. Aktuell LKW-Fahrverbote in vielen chinesischen Provinzen und die Fahrer müssen nach Rückkehr in Quarantäne.
Im übrigen hatte ich gestern ein langes Gespräch mit einer verantwortlichen Person für den Zukauf von Teilen in China zur Automobilproduktion. Die größeren Zulieferer fangen teilweise an, wieder zu produzieren. Allerdings ist eine geplante Lieferkette innerhalb Chinas aus dem Binnenland (Wuhan und die Provinz Hubei sind ein ganz großer Standort für Zulieferer) unmöglich zu realisieren. Dazu kommen noch ausgefallene Meetings zu neuen Produkten und Überwachung der Qualitätsrichtlinien. Also wird da in den nächsten Monaten vermutlich nichts oder fast nicht rausgehen. Der betroffene Hersteller kratzt aktuell alle Vorräte an China-Teilen für die deutsche Produktion weltweit zusammen - nur durch Produktionsverminderung kann der komplette Stillstand aktuell vermieden werden - wie lange noch, weiß keiner.
Konsequenz aus der gesamten Krise: Die Just-In-Time Logistik und Outsourcing in entfernte Länder muss komplett neu überdacht werden. Würde auch der Umwelt guttun, wenn sich daran was ändern würde.