Die Einzelradaufhängung ist diesmal kein Thema, ich möchte die Pendelachse ausgiebig begucken, im Vergleich zur Standard-Achse.
Machen wir es mal wie Prof Bömmel mit der besagten Dampfmaschin:
Wat is ne Standardachse, und was ist der Unterschied zu einer Pendelachse? Solch ein interessantes Thema kommt immer dann auf, wenn ich mit meinem Bruder Holger telefoniere. Weil mir – als Technical Newbie – dieser Unterschied, und vor allem auch die Vorteile einer solchen Achse, nicht direkt ersichtlich waren. Aber wozu hat frau einen Schwerlast-Professional-Bruder, nicht wahr?
Die Standard-Achse ist auf beiden Seiten miteinander verbunden, wobei der Achskörper unterhalb der Ladefläche verläuft. Zwischen Achskörper und Ladefläche befindet sich die Federung.
Ganz platte Erklärung zu einer Standardachse, egal ob Einzel- oder Doppelbereifung:
Beide Seiten sind sog. Achskörper mit Felge, und diese sind miteinander, durch einen Träger verbunden. Zwischen Achse und Fahrzeugrahmen wird die Federung befestigt. Das ist eigentlich schon alles. Getreu dem Motto: Wir basteln uns einen Auflieger. Die Federung kann eine Blatt-/Luft-/Hydraulik-Federung sein. Alles ist möglich, gängig ist bei den Standard-Achsen, sagt Profi Holger, überwiegend eine Luftfederung. Beide Seiten der Achse „funktionieren“ nur im Verbund, d.h. beide Seiten der Achse müssen Bodenkontakt haben. Dabei kann die Achse starr, als auch Achsschenkel-gelenkt sein.
Die Pendel-Achse
zählt zur Familie der Einzelradaufhängungen. Und die Pendelachse ist eigentlich die Standardachse im Schwertransport-Bereich. Einzelrad-Aufhängung meint, es sind mindestens immer 2 Reifen auf jeder Einzelachse pro Fahrzeugseite, es können aber auch mehr sein, z.B. bei Modulbauweisen. Die Räder sind durch einen kurzen Querkörper (Achse) miteinander verbunden, welcher an einem Pendel befestigt ist. Der große Vorteil ist, wenn z.B. eine Bodenerhöhung überfahren wird, pendelt sich die Achse durch das Drehgelenk in der Mitte aus, und verteilt den Druck gleichmäßig auf beide Räder.
Hier auf dem Foto noch einmal von hinten. Wenn ihr genau hinschaut, sieht man die mittige Verbindung zwischen den Radpaaren. Holger hat das auf einem Fotoausschnitt, etwas wackelig, nochmal eingezeichnet. (Das etwas „wackelig eingezeichnete“ zeige ich euch jetzt lieber nicht.) Holger erklärte mir, wie das mit den beiden „Mini-Achsen“ und dem Achskörper dazwischen zusammenhängt.
Und ich „Ööööhhh, kannst du mir das mal malen? Ich bin ein visueller Mensch.“ So bekam ich dieses lustige Wackelbild, und dachte, JETZT rufst du mal fix Sascha Merhof von BROSHUIS an. Gesagt, getan. Sascha lachte sich schlapp, und wenige Minuten später hielt ich diverse EINDEUTIGE Fotos in Händen, wo sofort ersichtlich war, was Holger mir versucht hat, zu erklären.
Die Pendelachsen kommen bei BROSHUIS gerne zum Einsatz, wenn es um bestimmte Auflieger-Typen geht, sagt Sascha.
Eine Standardachse hat eine maximale Zulassung von 10 Tonnen für die komplette Achse. Die Pendelachse wird auch deshalb gerne im Schwertransportbereich eingesetzt, da diese ein maximale Zulassung von 12 Tonnen, und dies europaweit, hat. Bei einem Auflieger mit normaler Einzelradaufhängung, diese heißt bei BROSHUIS SL2, gilt diese Aussage für Deutschland und den meisten anderen Ländern auch, aber in wenigen Ländern wird hier zwischen diesen beiden Achstypen unterschieden.
Hier kommt der Vorteil der von mir gerade so liebevoll beschriebenen Pendelachse zum Tragen, denn diese ist im gesamten europäischen Raum mit 12 Tonnen zugelassen.
Die saubere aufgeräumte Verarbeitung, wenn man von vorne auf den „Oberschenkel“ guckt, da gerät der Profi ins Schwärmen 🙂 Schaut mal auf das Detail; hier ist eine Pendelachse sichtbar.
Die Schläuche der Hydraulikverbindungen vor der ersten Achse, die bunt markierten Schläuche, können, ohne dass der Fahrer über die Eigenschaften eines Schlangenmenschen verfügt, von diesem getrennt werden, wenn das Dolly ein- oder ausgebaut werden muss. Es gibt Hersteller, da kommt man nur an diese Hydraulikverbindungen, wenn man sich unter den Auflieger legt. Ist aufwendig, es nervt, kostet Zeit, und auch Material, weil man nämlich nicht sieht, was man da so macht. Am BROSHUIS-Dolly und deren Pendelachsen kann der Fahrer von vorne arbeiten, und er sieht, was er tut.
Eine Pendelachse ist für den Spediteur ein guter Kompromiss, denn die Pendelachse ist zwar etwas schwerer als die normale Einzelrad-Aufhängung, hat aber einen höheren Lenkeinschlag. Das bedeutet, dass der Auflieger besser nachgelenkt werden kann. Das ist für das Material besser, und spart Kosten. Und: Durch diese Konstruktion von Ober-Unterschenkel ist ein sehr großer Hub möglich (bei Broshuis immer 600mm), um Hindernisse zu überwinden oder auch Ladungen selbstständig aufzunehmen.
Mit dem Lenkeinschlag von bis zu 70 Grad ist materialschonender zu arbeiten, weil der Auflieger wendiger ist. Er kommt besser/leichter um die Kurven, es muss nicht so oft vor-/zurückgesetzt werden. Selbst wenn Bordsteine „mitgenommen“ werden, nimmt das Querpendel dieses schadenfrei auf, weil ein Ausgleich erfolgt.
Guckt nochmals auf die Achse, dort laufen auf dem „Oberschenkel“ die dicken schwarzen Schläuche für die Federung. In der Mitte ist der Ventilblock für die Zentralschmierung sichtbar. Das alles ist super einfach zugänglich, so das im Bedarfsfall sehr schnell eine Reparatur erfolgen kann. Und ganz rechts im Bild sind die Manometer zu sehen. Diese sind oft bei anderen Herstellern nur im Schwanenhals zu finden. Ergo läuft der Fahrer – ist gut, weil dann bekommt der Jung Bewegung – locker mal 100 m, wenn der Auflieger teleskopiert ist, inkl. Hin- und Rückweg. So ein Manometer an der richtigen Stelle spart auch wieder Zeit ein.
Das Bauprinzip wird z.B. im Lebensmitteltransport von der Firma vanEck mit Doppelstock-Auflieger oder bei Innenladern von Langendorf und anderen Herstellern mit Einzelbereifung umgesetzt - dort reicht die zulässige Achslast von 9 Tonnen. Die Pendelachse ist perfekt, wenn es um die Gewinnung von Höhe beim Laderaum geht.
Für einen vorausschauend agierenden TU mit variablen Aufträgen inm Schwerlastsegment die Achse schlechthin. Wer viel mit schweren Baumaschinen zu tun hat, der kommt an der Baggerstilmulde zum Ablegen des langen Baggerarms ohne Schaufel nicht vorbei. Mit Pendelachsen ideal, eine entsprechende Mulde zu verbauen und damit Höhe und ergänzend die perfekte LaSi zu gewinnen.