»Noch sitzt Ihr da oben, Ihr feigen Gestalten. Vom Feinde bezahlt, und dem Volke zum Spott! Doch einst wird wieder Gerechtigkeit walten, dann richtet das Volk, dann gnade Euch Gott!«
Probleme an der Rampe und Mengenschwankungen: Das sind zwei der größten Herausforderungen für Logistikdienstleister. So kann die durchschnittliche Tonnage je Wochentag in einem Jahr um über sechs Prozent schwanken. Einzelne Tageshöchstwerte können bis zu 24 Prozent über dem Durchschnitt liegen. Das berichtete Stefan Krautwurst-Leister, Verkaufsleiter Food Logistics bei Dachser, auf einer Veranstaltung der DVZ in Hamburg. Von den Auftraggebern werde wie selbstverständlich erwartet, dass Dienstleister diese Spitzen abfederten.
Doch diese Volatilität ist schwierig zu managen und verursacht Vorhaltekosten. Denn die Situation wird durch Laderaumverknappung verschärft. „Wir können die Volatilität am Markt nicht beeinflussen“, stellt Krautwurst-Leister fest. Daher müssten die Kunden rechtzeitig über Aufkommensspitzen informieren. Die interne Prozessoptimierung bei den Dienstleistern reiche nicht mehr aus, um die Kosten für die Vorhaltung von Laderaum und Personal im Netzwerk abzufedern. Die Mehrkosten müssten daher verursachergerecht weitergegeben werden. Doch die Bereitschaft bei den Auftraggebern ist Krautwurst-Leister zufolge nur bedingt vorhanden. Ladung besser verteilen
Der Dachser-Experte stellte zudem infrage, ob jede Sendung wirklich so schnell von einem Dienstleister von der Industrie abgeholt und an den Handel geliefert werden müsse, wie es die Auftraggeber oft fordern. So müsse eine Sendung mit Lebensmitteln, die drei Monate haltbar seien, nicht unbedingt innerhalb von 24 Stunden abgeholt werden, wenn an dem Tag die Kapazitäten aufgrund einer hohen Transportauslastung knapp seien. Mit einer besseren Verteilung der Ladung ließen sich Spitzen im Sendungsaufkommen ausgleichen, erklärte der Lebensmittellogistiker. Daher ist eine enge Abstimmung zwischen Industrie, Handel und Dienstleistern notwendig. Ansonsten ist es unausweichlich, dass irgendwann mal Ladung stehen bleibt.
Für die Dienstleister ist wichtig, dass die Empfänger verlässliche Zeitfenster an der Rampe zur Verfügung stellen. In dem Zusammenhang betonte Krautwurst-Leister, Dachser sei nicht bereit für Expressfenster oder Ähnliches zu zahlen. Immerhin fielen ja schon Kosten durch die Zeitfensterbuchungssoftware der Händler an. Zuletzt hatte der Vorstoß des Discounters Lidl, an einigen Lagern kostenpflichtige Zusatzservices für die Rampenabfertigung einzuführen, hohe Wellen in der Speditions- und Transportbranche geschlagen.
Derzeit sind keine Pläne anderer Handelsketten bekannt, ähnliche gebührenpflichtige Services wie Lidl einzuführen. Dies schließt beispielsweise die Rewe Group für ihre Ketten Rewe und Penny aus. „Wir sind mit dem derzeitigen Wareneingangsabwicklungsprozess unserer Lieferanten und Speditionen zufrieden“, teilt das Unternehmen auf DVZ-Anfrage mit. „Entsprechend sind uns auch keine diesbezüglichen logistischen Probleme bekannt.“ Edeka wollte sich „aus Wettbewerbsgründen“ nicht äußern. Und Lebensmittelhersteller Nestlé teilt knapp mit, keine Probleme zu haben.
Über das Vorgehen von Lidl regt sich Hubertus Kobernuß maßlos auf. „Was hat das noch mit dem Bild des ehrbaren Kaufmanns zu tun?“, fragt der Geschäftsführer der in Uelsen ansässigen Spedition Kobernuss rethorisch. Die Logistikdienstleister könnten manche Vereinbarungen mittlerweile schwer oder nicht mehr einhalten, weil Industrie und Handel nicht alle Karten auf den Tisch legten. Und in Richtung Lidl wettert Kobernuß: „Mich wundert, dass die noch nicht Parkgebühren nehmen.“
Die Handelsketten seien in erster Linie daran interessiert, sich selbst zu optimieren. Die Kosten stiegen im Transportbereich aber nicht nur durch solch vereinzelte Aktionen wie die von Lidl. Allein schon wegen der Bundesstraßenmaut erhöhten sich die Aufwendungen im Transport Kobernuß zufolge um 2 Prozent. Um die Abläufe an der Rampe zu verbessern seien keine kostenpflichtigen Zeitfenster geeignet, sondern ein besserer Informationsfluss. So könnten Daten aus den Bordcomputern der LKW an die Rampen von Industrie und Handel gesendet werden, damit diese besser planen können.
Von den Verladern wünscht sich der Unternehmer, dass sie den Logistikdienstleistern besser zuhören, wenn diese Lösungen anbieten. Die Auftraggeber sollten die Logistik nicht immer nur aus ihrer Sicht betrachten. Kobernuß fordert eine faire und partnerschaftliche Zusammenarbeit nicht nur zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern, sondern auch zwischen den Verladern untereinander. Es müsse eine stärkere Bündelung der Sendungen und Paarigkeit der Verkehre erreicht werden, um Laderaum besser auszulasten. An die Auftraggeber hat Kobernuß folgende zentralen Botschaften:
Respektiert und achtet den Frachtführer! Bezahlt ihn anständig und schnell! Redet im eigenen Unternehmen über den Frachtführer so, wie eure Firmenphilosophie es über die eigenen Mitarbeiter verlangt! Bei Problemen ist gegenseitige Unterstützung angeraten. Keine starren Be- und Entladezeiten an der Rampe. Nutzt Telematikdaten aus dem LKW zur Rampenorganisation! Arbeitet an der Rampe kollegial und kooperativ mit dem Fahrer!
Trotz oder gerade wegen der Schwierigkeiten im täglichen Geschäft sind Dienstleister gefordert, Innovationen zu entwickeln. Dachser hat dafür ein strategisches Schwerpunktprogramm mit der internen Bezeichnung „Idea2Net“, das den organisatorischen Rahmen setzt. So soll gezielt nach Innovationen und strategisch relevanten Ideen gesucht werden. In diesen Prozess seien laut Krautwurst-Leister alle Mitarbeiter und externe Partner eingebunden.
Die Themenfelder der Innovationsentwicklung sind bei Dachser breit gefächert. Um beispielsweise auf Mengenschwankungen besser reagieren zu können, spielt die Datenaufbereitung und –auswertung eine wichtige Rolle. Denn exakte Prognosen sind die Voraussetzung, Spitzen zu glätten. Weitere Beispiele für Innovationsentwicklung sind autonome und selbstlernende Systeme, Identifizierungslösungen, Kommissionierhilfen sowie Geschäftsmodellentwicklung auf Basis neuer Technologien wie zum Beispiel 3-D-Druck und übergeordnete soziale Trends wie der demografische Wandel und die Urbanisierung.
Kenne den Herrn Kobernuß aus seiner Verbandstätigkeit bei Transfrigoroute - ein TU, der klar ansagt, was geht (gehen kann oder muß); der aber auch ein Herz für die Kraftfahrer hat und ab und zu selbst unterwegs ist. Absolut richtig, was er sagt....nur ob das die Discounter akzeptieren???