hatte die letzten Wochen ja mal wieder was weiteres zu fahren und wollt Euch ein paar Impressionen nicht vorenthalten.
Gestartet in der nürnberger Ecke gings erst mal nach Helsinki. War noch recht unspektakulär. Mit Fähre direkt nach Helsinki und 20 km zum Kunden. Nach 2 Tagen wieder zum Hafen und rüber nach Estland. Von dort über teils sehr gut ausgebaute Landstraßen nach Riga in Lettland.
War schon auf der Fahrt recht angetan von Estland und Lettland. Sauber, die Häuser auch auf dem Land in gutem gepflegtem Zustand. Ausschließlich gepflegte LKW und Autos unterwegs, also gar nicht so russisch, wie ich mir das immer ausgemalt hab. Eher nordisch, wenns Navi nicht angezeigt hätte, ich hätt gemeint, ich bin in Schweden oder Norwegen...
In Riga angekommen wurd ich erst mal von meinen Betreuerinnen in Empfang genommen und alles Formale geklärt. Nach Aufbau gings dann ins Hotel, weles ich dummerweise und aus Unwissenheit heraus direkt am Beginn der Feiermeile gebucht hatte. Ich mußte also ständig dieses süffige einheimische Bier trinken und den 3 - 5 Bands, die jeden Abend aufspielten lauschen, während ich mir überlegte, in welchen Grill oder Steakschuppen ich denn heute wackel...
Nachdem ich die Tour aufgrund einer schweren Erkrankung meines Fahrers sehr kurzfristig antreten durfte, war bei Abreise natürlich das Visum für Russland noch nicht fertig und so MUSSTE ich schweren Herzens in Riga auf mein Visum warten, aber ich habs überlebt und Dienstag Mittag gings dann Richtung Moskau los. Die Straßen wurden Richtung Grenze schon in Lettland immer schlechter, aber die 350 km waren erst der Anfang.
8 KM vor der Grenze steht plötzlich ein Grüner Ford Transit im Wald und weil der LKW vor mir da angehalten hat, bin ich auch mal hingestiefelt und siehe da, der verteilt den Laufzettel für die Grenzabfertigung. Ohne diesen gibts keine Verzollung.
Hab mich in den Grenzstau eingereiht und die 3 Kollegas vor mir gefragt, ob sie pennen oder zur Grenze wollen und nachdem alle 3 rüber wollten, hab ich mich angestellt. Nach 4 Stunden stillstand hab ich dann beschlossen, die Vorhänge zuzumachen und am nächsten Morgen zu verzollen. Laufzettel hatte ich ja, meinte zumindest ich....
Um 6 aufgestanden und vor zur Grenze. Nach ner Stunde war ich dann am ersten Posten und die Lady hat mir erklärt, daß mein Laufzettel abgelaufen ist und ich nen neuen brauche...da ich schon immer der Meinung bin, daß Zöllner ein völlig sinnfreier Berufsstand sind, aber Diskusionen mit selbigen ebenso, umgedreht, neuen Laufzette geholt und wieder zum ersten Posten. 2 Stunden später war ich wieder da um zu erfahren, daß ich noch nicht an der Reihe bin. Auf dem Laufzettel ist nämlich ne Nummer aufgedruckt und nach der wird verzollt. Ich solle nach 10 LKW wieder kommen...ein zweites mal umngedreht und in Sichtweite zur Grenze geparkt, 10 LKW abgezählt und hinterher...dort dann erfahren, waß sie sich vor 2 Stunden vertan hat und 100 LKW noch vor mir dran wären...alles diskutieren sinnlos...zum dritten mal gedreht und wieder geparkt, alle Stunde hingewackelt und nach dem Stand gefragt. 8 Stunden später wars dann so weit und ich durfte die Ausreise beginnen. 3 Stunden später war ich dann zwischen den Welten und die Importverzollung in Russland begann. Relativ schnell (ca. 3 Std...) die Personen-, Fahrzeug- und Pass+Visakontrollposten passiert und das Carnet beim Zollamt abgegeben. Der Zöllner meinte ich solle mich aufs Ohr legen und in 2,5 Stunden wieder kommen. Zum Vergleich, die Schweizer benötigen für den ganzen Klimbim ca. 10 Minuten...
Nach 2,5 Stunden wieder hingedackelt und dann hat der Pe---ähh Zöllner erst mal ANGEFANGEN, mein Carnet zu bearbeiten und das sehr gründlich...Warum steht denn bei der Adresse der IHK keine Straße ?? Ohne Straße der IHK kann er nicht weitermachen...Ich ihm erklärt, die haben ne eigene Postleitzahl und das ist so eingedruckt..? Straßenname oder keine Verzollung...war seine Antwort. Also schreib hin: Hinter dem schönen Brunnen 1...damit war sein Computer einverstanden und er konnte in Ruhe alle 26 Positionen des Carnets im russischen Zollsystem auf Richtigkeit der Zolltarifnummer hin prüfen...nachdem das erledigt war, durfte ich mit der Büxe zum Röntgen fahren. Gott sei Dank war nix gebrochen.... Nach dem Röntgen wieder zum Zollamt, wo dann schnell festgestellt wurde, daß der Röntgenfuzzi zwar gestemmpet hatte, aber kein Dienstsiegel aufgedrückt, Nach 10 minütiger Diskussion der beiden durfte ich wieder zum Röntgenbüro und mir mein Siegel aufs Carnet machen lassen und wieder zurück zum Zollamt dackeln... Jetzt hats dann nur noch 2 Stunden gedauert, bis abermals Visum, CEMT Bescheinigungen, CEMT Genehmigung zigfach geprüft, kopiert, gesiegelt und gestempelt wurden und letztendlich sich das Dienstsiegel abschließend aufs Carnet und den Laufzettel niedersenkte. Keine 6,5 Stunden hats gedauert. Spitzenleistung!! In den Container hat übrigens keine alte S.. reingeguggt....
Jetzt war ich also drin und hatte mit meinen Securities (Auflage der Transportversicherung) einen Treffpunkt an ner Tanke 500 m nach der Grenze verinbart, wo die auch schon auf mich warteten. Kurze Lagebesprechung und ab in die Koje, Morgen früh um 8e sollts losgehen, das Abenteuer Russland....
Zitat von onkelp im Beitrag #5Mhhh völlig normal in Russland. Aber tröste Dich, bis Moskau ist alles schwer und Straßen Mist, ab da bis URal wird es besser.....
Jo, nur ab dem Baikal ändert sich dies auch wieder...
"Es herrschte eine typisch norwegische Stimmung - niemand sagte ein Wort." Varg Veum
Sorry, das es etwas gedauert hab, bis ich weiter schreiben konnte, aber die letzten beiden Wochen mußte ich richtig was arbeiten... Diese Woche ist es wieder besser. Bin in Jönköping im Hotel. Volvo steht auf der Messe Railtec und verdient Geld und es regnet, so daß ich das warme Hotelzimmer den kalten Straßen vorzieh. Messe war ich gestern schon, is ganz nett, aber zwei mal muß man das auch nicht sehen.
Das waren also meine Begleiter für die nächsten 2 Tage...
Ein Begleiter saß bei mir im Laster und einer fuhr im PKW hinterher. Der Dritte war der Organisator vor Ort und bewachte nachts die parkenden LKW. Ich war mir nicht ganz schlüssig, was mir mehr Respekt einflößte. Russland und all die Dinge, die man so liest oder von zwei mit Schusswaffen bestückten Russen umgeben zu sein...
Die Burschen waren aber wirklich ok. Sprachen beide fließend russisch, gaben sich aber wirklich Mühe so etwas wie Kommunikation aufkommen zu lassen. Nach dem Sergej die meißte Zeit der Fahrt schlief, schätzte ich die Sicherheitslage "eher entspannt" ein und fuhr so vor mich hin. Die "Autobahn" von Riga nach Moskau ist durchgehend zweispurig (also insgesamt 2 Spuren - nicht in jede Richtung 2...). Die erneuerten Teile sind wirklich gut, die zahlreichen Baustellen aber recht abenteuerlich. Dile werden zwar mit vielen Schildern angekündigt, aber innerhalb der Baustellen muß man sich dann selbst zurechtfinden. Ab und zu taucht auch eine nicht gekennzeichnete Grabung in der Fahrspur auf, oder der Belag wechselt von abgefräßten Asphalt/Betonstrecken mit 20cm breiten und tiefen Querfugen zu schon neu geschüttetem Unterbau oder ganz nett auch die Variante halb und halb: aso rechtes oder linkes Rad auf zerbombter ex Fahrbahn und das andere 25 cm höher auf neuem Unterbau oder 20 cm tiefer auf notdürftig befestigtem Bankett mit Blick in die 4 Meter tiefer liegende Tundra. Der Verkehr ist sich selbst überlassen und jeder sucht sich den für sich besten Weg. Platz macht man nur sehr kurzfristig, wenn es Gegenverkehr gibt, der zufällig grade die gleiche Spur benutzt. Ab und an gesellt sich auch noch ein Baufahrzeug in Form eines Radladers oder Planierraupe dazu, was dem Ganzen noch eine gewisse Würze gibt.
Von den ca. 650 km "Autobahn" zwischen der lettischen Grenze und Moskau sind ca. 150 km grade Baustelle. Die Baulose in RUS sind übrigens auch etwas größer gestrickt. Da ist keines unter 25 km lang...
Kurz vor Moskau haben wir dann noch mal Pause gemacht, um die Stadt Nachts zu umfahren. Der Verkehr in Moskau ist derart grob, daß schon keine einzelnen Staus mehr in den Verkehrsnachrichten durchgegeben werden, sonder sin ein Stauwarnsystem eingebürgert hat, welches den Grad des Stillstands benennt: von 1 - heut könnte es ohne größere Behinderungen vorangehen bis 10 - am besten Auto verkaufen und ausfliegen lassen... Dimitri, mein Moskauer Kunde meinte, daß die ganze Woche schon ab morgens die Stufe 10+ gemeldet wird und es täglich schlimmer wird...