Es sind meiner Meinung nach, und die meisten wissen ja, dass ich nicht LKW fahre die mangelhaften Zustände. Durch meinen Beruf habe ich aber doch ein wenig Einblick in das Ganze. Hier mal meine Gedankengänge, die sicherlich nicht abschließend sind und in denen das Thema Corona keine Rolle spielt, denn mit oder ohne Corona muss jeder Mensch auf die Toilette.
-Be- und Entladung nur durch Verlader und Empfänger, der Chauffeur darf aber anwesend sein (Ladungssicherung, Achslasten, Überprüfung auf Schäden usw.)
-Frachtpapiere sind ausschließlich vom Verlader und nicht vom Chauffeur zu erstellen, und zwar mit den richtigen Angaben auszufüllen, also nicht pauschal ein CMR mit "Handelsware 25 to"
-Freier Zugang (gesetzlich verankert) zu den Toiletten und wenn vorhanden den Duschen, bei Verlader und Empfänger. Und ich meine hier keine Dixi-Scheißhäuser.
-Vernünftige Toilettenanlagenauf den Autobahnen. Es kann doch nicht sein, dass man sich die letzten 40 Jahre keine Gedanken gemacht hat und die Chauffeur sich im Winter zuerst den Arsch beim Kacken und dann die Finger beim Händewaschen abfrieren. Dass es anderes geht zeigt Österreich mit modernen geheizten Toilettenanlagen, die auch eine Duschmöglichkeit bieten.
-Beim Aus- oder Neubau von Bundestraßen verpflichtend alle 30 Kilometer vernünftige Parkplätze mit Toilettenanlagen wie in Österreich.
-Auf allen Parkplätzen mit Toilettenanlagen Trinkwasserstellen
-Begrünung der Parkplätze mit Bäumen um Schatten zu haben
-Auf nicht gastronomisch bewirtschaften Parkplätzen, Händlern aus der Gegend erlauben diese anzufahren, damit die Fahrer Lebenmittel oder kleine Speisen kaufen können.
-Kulanzzeiten bei der wöchentlichen Fahrzeit, konkret man darf um nach Hause zu kommen die wöchentliche Fahrzeit um 2 Stunden überziehen. Diese Zeit ist in folgenden Woche wieder einzubringen. Wird sie nicht eingebracht, weil Dispo oder Chef meint, dass ist ein Freibrief für Mehrarbeit, 1000 € Strafe, aber nicht für den Chauffeur.
-Zentralläger sind verpfichtet, auf dem Gelände ausreichend Parkplätze zur Verfügung zu stellen, hier ist eine Quote Anzahl der Rampen/3 oder 4 denkbar. Wer dort Pause macht muss selbstverständlich Zugang zu den Sanitäreinrichtungen und falls vorhanden zur Kantine haben.
-Und selbstverständlich müssen die Löhne für die Chauffeure erhöht werden.
Sehr schön geschrieben, wird nur in Deutschland nie Realität werden.
Ich war die Tage in Norwegen bei einem Kunden. Dort gegenüber ist Elektrolux. Die haben da ein großes Werk. Davor ist der Werksparkplatz für LKW. Dort darf man inzwischen seine Pause machen (ca. 100 Stellplätze), sie haben überall große Mülltonnen aufgestellt und ein Toilettenhaus gebaut. Dies ist kostenlos, dazu Duschen. Sind 10 Duschen in einer Reihe wie beim Bund und nur kleine Trennwände dazwischen.
War auf einem Montag morgen da, stand alles voll mit Ostblock. Trotzdem alles sehr sauber. Gab am Anfang Probleme, daraufhin hat man wohl allen erklärt wenn nicht sauber wird der Parkplatz geschlossen. Dies hat sich rumgesprochen. Wird täglich von der Firmenkolonne gereinigt.
Ob sowas hier funktionieren würde?
Ich bleibe so wie ich bin. Schon alleine, weil es andere stört....
Das ist die Gesamtsituation, wir sind schon die "alten Haasen", wir kennen das Bild des Berufskraftfahrer so wie es ist, was jetzt kommt sind kaum welche die sich mit diesem Beruf identifizieren können und wollen. Mein Schwiegersohn oder eigentlich alle meine Fahrer möchten nicht mal eine Nacht im Lkw schlafen müssen, die Familie "das Leben" außerhalb des Berufes steht im Vorrang. Das wird sich nicht mehr ändern auch wenn ein "tolles" Auto oder ein guter Verdienst lockt! Ist ja auch in anderen Berufszweigen so. Ich bin gespannt wie es weiter geht, oder bricht die Wirtschaft zusammen, der Lkw wird das schnellste Transportmittel bleiben,egal ob elektrisch oder noch als Verbrenner! Bleibt wirklich zu hoffen das man durch Suchen den richtigen Fahrer findet.
Zitat von havarie im Beitrag #48 ......... -Be- und Entladung nur durch Verlader und Empfänger, der Chauffeur darf aber anwesend sein (Ladungssicherung, Achslasten, Überprüfung auf Schäden usw.)
In Portugal bereits seit September 2021 umgesetzt. Allerdings mit einigen Interpretationsmöglichkeiten bei der Standgeldfälligkeit.
Zitat von havarie im Beitrag #48-Frachtpapiere sind ausschließlich vom Verlader und nicht vom Chauffeur zu erstellen, und zwar mit den richtigen Angaben auszufüllen, also nicht pauschal ein CMR mit "Handelsware 25 to"
...ansonsten hohes Haftungsrisiko für den Fahrer. Und leider sitzen bei den Verladern manchmal die nicht die hellsten Kerzen der Torte bzw. haben manche Beschäftigte wenig bis keine Ahnung von den Vorschriften.
Zitat von havarie im Beitrag #48-Kulanzzeiten bei der wöchentlichen Fahrzeit, konkret man darf um nach Hause zu kommen die wöchentliche Fahrzeit um 2 Stunden überziehen. Diese Zeit ist in folgenden Woche wieder einzubringen. Wird sie nicht eingebracht, weil Dispo oder Chef meint, dass ist ein Freibrief für Mehrarbeit, 1000 € Strafe, aber nicht für den Chauffeur.
Art. 12 VO (EG) 561/2006 Notstandsklausel das Wort sagt es schon...Notstandsklausel. Muss per Ausdruck dokumentiert werden und vor allem - Fahrzeit um max. 2 Stunden darf nur unmittelbar vor Antritt der regelmäßigen wöchentlichen WRZ am Wohnort des Fahrers oder dem Unternehmensstandort des Fahrzeugs überzogen werden - also nichts mit WRZ im Fahrzeug - weder am Unternehmensstandort oder unterwegs. Wenn die Dispo regelmäßig jede Woche so arbeitet, dann unterstelle ich mal keine Notstandsklauselregelung. Siehe auch Urteil EuGH C-235/94 vom November 1995 und die einschlägigen Kommentare dazu. Für den Ausgleich der zusätzlichen 1 oder 2 Stunden hat er 3 Wochen Zeit - die Zeit muss zusammenhängend an eine TRZ oder WRZ angehängt werden.
Ich bin damit aufgewachsen selber Be/Entladen! Fand das auch nie schlimm, weiß garnicht warum die darum so ein Theater machen, wir hatten früher nur nen Hubwagen und musste Tonnen schwere Paletten rauf und runter zerren! Von komplett abplanen mit Plane und Spriegel mal ganz abgesehen, wenn du Rohre oder Stahl laden musstest, nix mit Edscha, wenn dir die Plane wie ein Brett auf die Zuggabel gerutscht ist, alles Lutscher! Klar ist es schön nur die Türen auf und nix musste machen, aber ich weiß nicht sterben tut man vom Be/ Entladen auch nicht!
Zitat von 0815Kutscher im Beitrag #50 ....... Mein Schwiegersohn oder eigentlich alle meine Fahrer möchten nicht mal eine Nacht im Lkw schlafen müssen, die Familie "das Leben" außerhalb des Berufes steht im Vorrang. Das wird sich nicht mehr ändern auch wenn ein "tolles" Auto oder ein guter Verdienst lockt! Ist ja auch in anderen Berufszweigen so.
..Work-Life-Balance..
Zitat von 0815Kutscher im Beitrag #52 ...... Klar ist es schön nur die Türen auf und nix musste machen, aber ich weiß nicht sterben tut man vom Be/ Entladen auch nicht!
Die Zeiten ändern sich......handwerkliche oder physische Tätigkeit ist für viele junge Menschen heute undenkbar. Man kann beste Technik verbauen - wenn sie nimand bedienen will, nützt es auch nichts. Dazu gibt es noch verschärfte Vorschriften (z.B. Fahrausweis Flurförderzeug, Aufzeichnung L+R und Arbeitszeit) und das Stichwort Haftung.
Selbst wenn alle Funktionen per App bedienbar wären, übt der LKW zwar eine Faszination auf manche Jugendiche aus (siehe verschiedene Simulatorenspiele im Handel) - in der realen Wirklichkeit aufgrund des miesen Images und der oftmals schlechten Rahmenbedingungen jedoch nicht.
Ich habe seit 2009 eine höhere 3-stellige Zahl von Nachwuchsfahrern aller Altersklassen in der GQ ausgebildet - zu ca. 5 jüngeren Menschen (alle bis ca. 35 Jahre alt) habe ich noch sporadischen Kontakt bzw. habe die bei Weiterbildungen wiedergesehen. Keine Ahnung, wieviele letzlich dem Beruf bis heute treu geblieben sind. Bestimmt nicht allzu viele.
Habe heute seit langen mal wieder einen Anruf bekommen, ein Fahrer den ich kenne sucht ne neue Stelle. Naja ich habe genug Fahrer, also bei uns hier bekommt man Fahrer für Containerdienst.
Gestern haben wir einen Anruf bekommen von sonem Arbeitsvermittler, die Dame hat 3 Fahrer die Arbeit suchen gerne bei einem Containerdienst, heute zwei Mails auch von Vermittlern die haben auch jeweils 2 Fahrer für Stadtverkehr. So viel Arbeit hat ja keiner wie es Fahrer gibt, wie es aussieht🤔 Bei mir ist total tote Hose, habe jetzt schon Fahrer in den Urlaub geschickt!
Episode vom Jahreswechsel: beim Silvesterabendessen (19.30 Uhr) bekam ich per Email eine Bewerbung von einem Kraftfahrer aus Radeberg. Über den Zeitpunkt war die Verwunderung natürlich groß. Am Montag den Bewerber kontaktiert, gestern war er zum Vorstellungsgespräch da. Ja, was soll ich sagen: ich bin baff! Der ist 23, gelernter Berufskraftfahrer und will arbeiten. Selbst wenn er nicht anfängt, hänge ich die Bewerbung eingerahmt im Büro auf.
Die Leute sagen immer: Die Zeiten werden schlimmer. Die Zeiten bleiben immer. Die Leute werden schlimmer. - Joachim Ringelnatz
Ja und es sind alles "deutsche" Fahrer, jedenfalls bei den Mails! Bislang wenn, haben sich ja nur Fahrer aus dem Ostblock beworben. Alles Fahrer mit mehr als 5 Jahre Erfahrung Aber wie gesagt, nur Fahrer für Stadtverkehr!
Zitat von Kipper-Spedition im Beitrag #56 ...... Ja, was soll ich sagen: ich bin baff! Der ist 23, gelernter Berufskraftfahrer und will arbeiten. Selbst wenn er nicht anfängt, hänge ich die Bewerbung eingerahmt im Büro auf.
Vielleicht hat er am 31.12.2021 die Kündigung erhalten? Oder einen Vorsatz für 2022 verwirklichen?
23 Jahre und gelernter BKF...wenn er was kann, muss man als TU solche Leute behalten. Wenn nicht, dann ist evtl. etwas faul. Wenn alles ok ist - Glückwunsch!
Zitat von Kipper-Spedition im Beitrag #56 ...... Selbst wenn er nicht anfängt, hänge ich die Bewerbung eingerahmt im Büro auf.
Das nun nicht gerade. Aber das man einen 23-jährigen zu Gesicht bekommt, der Bock hat als Kraftfahrer zu arbeiten und zu dem noch sympathisch rüber kommt, kommt einem 5er im Lotto gleich.
Die Leute sagen immer: Die Zeiten werden schlimmer. Die Zeiten bleiben immer. Die Leute werden schlimmer. - Joachim Ringelnatz