Wenn man sich die Zahlen anschaut, dann merkt man, dass der Dienstleistungssektor das 'kranke' Kind ist.
Zu unserer Branche am Ende des Jahres 2022: die Großen der Branche (LKW und Bus) suchen mittlerweile ihr Fahrpersonal in englischsprachigen Ländern in Asien (Indien, Thailand, Philippinen). Diese Leute sind meist motiviert und gut in handwerklichen Berufen ausgebildet. Wer einmal als Omnibusfahrer in Kalkutta gefahren ist, den schockt nichts mehr. Umschreiben auf EU-FS (noch) kein Problem, wenn man die Wege kennt und Verbindungen hat. Ein mir sehr gut bekanntes Unternehmen (Bus) hat die ersten 50 indischen Busfahrer eingestellt, von denen bereits ca. 10 Fahrer aktiv im Linienverkehr unterwegs sind. 8 Wochen Deutsch-Unterricht, danach 2 Wochen Mitfahrt und dann ab in den Bus. Unterkunft wird zu marktüblichen Konditionen gestellt und deutsches Lohnniveau. Die Firma ist sehr zufrieden mit deren Arbeit!
Da entwickelt sich eine neue Branche zu diesem Fahrpersonal - aber die Auftraggeber zwingen TU aus allen Ländern dazu. Alternative: Fahrzeuge stehen lassen oder aufgeben. Wir treten in Konkurrenz mit allen anderen Branchen mit geregelten Arbeitszeiten, deren Stundenlöhne deutlich über € 20 liegen (zumindest in BaWü).
Gestern Beitrag im SWR-Fernsehen: 13 Geflüchtete wurden in BaWü zu Lokführern ausgebildet. Fördervolumen 400.000 € vom Verkehrsministerium. Und es fehlen weiterhin viele Lokführer. Verdienst mit Schichtzulage deutlich über dem von LKW-Fahrern. Auch Busfahrer im Linienverkehr, deren AG fast alle noch nach Tarif bezahlen, verdienen deutlich mehr - und dennoch fehlen fast 300.000 Busfahrer in D.
Da unsere verwöhnten jungen Menschen den Job nicht machen wollen, bleibt uns in D nichts anderes übrig als auf den Zug aufzuspringen. Ich habe es schon 2021 dem damaligen Staatssekretär Bilger prophezeit: selbst bei einem Stundenlohn von € 30 wird man nicht die inländischen jüngeren Fahrer finden, die man benötigt und die die aktuellen Arbeitsbedingungen langfristig akzeptieren.
Hate gestern mal wieder ein Gespräch mit einem mir gut bekannten LKW-Fahrer, dessen Chef die Parole ausgibt: billig muss die 95er Schulung sein und es ist mir egal, ob die Fahrer geistig dabei sind oder etwas lernen. Er würde gerne zu uns kommen, aber sein Chef bezahlt Inhouse-Schulungen mit einem Honorardozenten. Diese Überzeugung nimmt leider in finanziell angespannten Zeiten wieder zu. Die meisten TU, die ich als Ausbildungsbetrieb kenne, bilden nicht mehr aus bzw. werden es nicht mehr tun - zuviele Enttäuschungen.
Altersdurchschnitt der LKW geschätzt ca. 55 Jahre. Also ist klar, was die TU zur prekären jetzigen Situation in einigen Jahren noch erwarten wird. Ein TU muss langfrisig denken.
Dass der demografische Wandel kommt, ist seit langer Zeit absehbar. Und er wird weiter zunehmen.
Was wird mit der Rente? Man redet seit Jahren von einer Rentenreform, seit Jahren passiert nichts, außer einer Rentenkürzung in Form einer längeren Arbeitszeit. Fragen über Fragen...
So schön wie es früher war, ist es früher nie gewesen. - Herman van Veen
Zitat von KatjaR im Beitrag #78Unserem Kanzler ist es doch jetzt ein Dorn im Auge, dass so viele die „Rente mit 63“ nehmen oder sogar mit Abschlägen frühzeitig in Rente gehen.
Wollen wir wetten, dass demnächst die Abschläge für früheren Rentenbeginn steigen, so dass die Leute sich auch das nicht mehr leisten können/ wollen?
Ich muss bereits bis zum 67. Lebensjahr plus 2 Monate arbeiten. Danach habe ich Anspruch auf die volle Rente.
Es wird darauf hinauslaufen, weil die Boomer diejenigen sind, die arbeiten können und (z.T. auch noch) wollen, dass diese bis zum mindestens 70. Lebensjahr arbeiten MÜSSEN. Diejenigen, die den ganzen Work-Life-Balancern erst diese tolle Balance finanziell ermöglichen.
Wenn die Boomer tatsächlich in den nächsten Jahren nach und nach abdanken, wird es dunkel in der Republik.
Ich muss noch über 20 Jahre und zahle bewusst nicht in die Rentenkasse ein. Wird eh nix mehr raus kommen. Also privat was machen und wenn alles klappt irgendwann kürzer treten oder aufhören....
Ich bleibe so wie ich bin. Schon alleine, weil es andere stört....
Zitat von FLO im Beitrag #80Ich muss bereits bis zum 67. Lebensjahr plus 2 Monate arbeiten. Danach habe ich Anspruch auf die volle Rente.
Es wird darauf hinauslaufen, weil die Boomer diejenigen sind, die arbeiten können und (z.T. auch noch) wollen, dass diese bis zum mindestens 70. Lebensjahr arbeiten MÜSSEN. Diejenigen, die den ganzen Work-Life-Balancern erst diese tolle Balance finanziell ermöglichen.
Wenn die Boomer tatsächlich in den nächsten Jahren nach und nach abdanken, wird es dunkel in der Republik.
Ich habe mich in jungen Jahren, als andere sich was aufgebaut haben, 20 Jahre exessiv ehrenamtlich engagiert. Da gingen 500-3500 Dienststunden im Jahr drauf. Ich werd's mir auch nicht leisten können mit 67 aufzuhören. Das finde ich aber auch garnicht schlimm. Ich hoffe das ich so gesund bleibe das ich meinem Hobby noch möglichst lange nachgehen kann. Wichtig ist für mich das meine Auszeiten größer werden können. Heisst ein bisschen arbeiten, und dann wieder eine kleine Auszeit.
Allerdings habe ich die viele ehrenamtliche Arbeit deutlich zurückgefahren. Das waren gute 25 Jahre meines Leben, und ich genieße inzwischen einige kleine Auszeiten :)
Mache ich seit diesem Jahr auch. Warum sollen nur die Jungs 30 Tage Urlaub haben.
Ich genieße nun öfter mal eine Woche Auszeit oder ein langes Woened. Das Gute beim langen Woend ist, das viele es gar nicht merken weil die Denken bist Freitag spät rein ud Montag früh weg gewesen :-)
Ich bleibe so wie ich bin. Schon alleine, weil es andere stört....
Zitat von Wildflower im Beitrag #81Ich muss noch über 20 Jahre und zahle bewusst nicht in die Rentenkasse ein. Wird eh nix mehr raus kommen. Also privat was machen und wenn alles klappt irgendwann kürzer treten oder aufhören...
So können Selbständige handeln (habe ich auch so gemacht) - und es klappt auch meistens (bei mir auch). Und sind wir ehrlich - die meisten Unternehmer sind mit Herzblut dabei und froh, wenn es noch ein wenig Beschäftigung ab der Altersgrenze gibt.. Optimal, wenn keine finanziellen Altlasten vorhanden sind.
Das Fahrpersonal jedoch muss in die Rentenkasse einzahlen und ist aufgrund der niedrigeren Löhne ein Kandidat für die 1. Reihe, die sich eine weitergehende Altersvorsorge nicht leisten kann oder will. Dies ist allerdings bei den meisten kein Aspekt, den Job nicht zu machen. Fahrer aus den Ost-EU-Staaten oder anderen Ländern haben an Altersvorsorge überwiegend kein Interesse, weil diese anders denken und handeln (kurz- statt langfristig).
Wer vernünftige Fahrer bekommen bzw. behalten will, muss sich als TU im Kampf mit anderen Branchen um die Arbeitskräfte um das Thema freiwillige Altersvorsorge für die Fahrer kümmern - es gibt einige Möglichkeiten.
Also es gibt natürlich viele schwarze Schafe und Ausbeuter, aber grade in der heutigen Zeit wo der Job eigentlich immer komfortabler wird, verstehe ich das nicht.
Grade wenn man so einen Job hat wie beim Arndt. Einfacher geht's ja nun fast nicht mehr (ausser im Winter oder wenn alles festklebt) Aber in jeden Job gibt's irgendwelche Schwierigkeiten usw., ist der Beruf "Berufskraftfahrer" wirklich sowas schlechtes? Liegt es am Geld (Lohn)?, na klar gibt es viele "Heimscheisser", aber sind ja nicht alle so, aber trotzdem gibt's diese Schwierigkeiten Nachfolger zu finden...
In der heutigen Zeit werden aber auch andere Jobs einfacher im Sinne von weniger belastend für einen selbst und die eigene Familie. Und als Kraftfahrer bist Du halt immer noch, und das wird sich auch nicht ändern, alleine, nicht bei Deiner Familie, Freunden, sozialen Aktivitäten. Vom Beginn der Arbeitstätigkeit bis zum ihrem Ende regelmäßig 13h erlaubt , mit Pausen und Bereitschaft. Zwei mal wöchentlich 15h. Alleine die Wochenlenkzeit von 45h ist länger als bei vielen anderen Menschen die Wochenarbeitszeit. Und während all dieser Zeit trägt man die Verantwortung für das sichere Führen eine schweren Fahrzeuges mit Ladung im öffentlichen Straßenverkehr. Übrigens eine p e r s ö n l i c h e Verantwortung.
Man hat als Kraftfahrer im Fernverkehr dafür aber auch keine täglichen An- und Abfahrten zur Arbeitsstelle. Das relativiert die 13/15 Stunden. Man muß, da man viel alleine ist, mit sich selber gut klarkommen können, gerne fahren sowie eine Einsatzbereitschaft und Flexibilität für bei dem Be- und Entladen unerwartet auftretenden Schwierigkeiten mitbringen. Notwendige Kritik bei den Be- und Entladestellen, mit Unterstützung der Dispo, in der Sache klar verständlich und höflich vortragen können.
Sich keinesfalls von Terminen und "Drängelanrufen" zu einer der Sicherheit abträglichen Fahrweise o.ä. verleiten lassen. Stichwort: P e r s ö n l i c h e Verantwortung.
Es ist wie immer. Bei der Arbeit verbringt man viel Lebenszeit. Die Arbeit muß daher nicht nur auskömmlcih sein, sondern auch Spaß machen. Sonst ist es unwiederbringlich verlorene Lebenszeit.
Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen. Gustav von Rochow (1792 - 1847), preußischer Innenminister und Staatsminister
Denk ich an Deutschland in der Nacht, Dann bin ich um den Schlaf gebracht Heinrich Heine; 1844 Zyklus Zeitgedichte
We are all in the gutter, but some of us are looking at the stars. Oscar Fingal O'Flahertie Wills Wilde
Naja alles gegeben als Fernfahrer... Keiner nervt dich, quatscht dich voll, bist nicht eingesperrt (Büro oder Werkhalle) bist 12 Monate an der frischen Luft, siehst viele Landschaften, kannst fast im freien schlafen , kannst Musik hören wann du willst und was du willst