Mein persönliches Fazit nach den ersten ca. 6 Wochen im Ausnahmezustand für das Gewerbe:
Wir werden im Dienstleistungssektor bei fast allen Branchen einen Preiswettbewerb mit bisher nicht für möglich gehaltenen Bodensätzen und Insolvenzen in enormer Höhe erleben.
Die 'Helden der Landstraße' (so die Presse) waren schon immer Menschen, die viel erdulden mußten. Die Transportunternehmen, die während der akuten Hamsterphase beim Lebensmittelhandel sehr gut beschäftigt waren, spüren mittlerweile auch die Auswirkungen der Krise mit voller Wucht.
80% aller Waren werden in D im gewerblichen Güterverkehr per LKW befördert. In manchen Branchen gibt es aktuell gar nichts zu befördern. Bei den meisten Branchen ist ein Rückgang von mind. 50% des Warenaufkommens zu verkraften. Selbst beim LEH ist mittlerweile ein stark rückläufiges Aufkommen zu beobachten. Lediglich im Paketbereich ist noch eine Vollauslastung mit Überlastung festzustellen. Ex- und Importtransporte für den Seeverkehr sind großteils zum Erliegen gekommen.
Die einzigen Gewinner dieser Sitautionen sind einige wenige Speditionskonzerne und Discounter, die von der Politik massiv gestützt werden. Diese haben eine Quote beim Eigenfuhrpark vom max. 0,1 % der gesamten eingesetzten LKW und nutzen ihre Marktmacht rigoros aus, indem sie die Transportunternehmen bei den Frachten unverschämt drücken und gleichzeitig bei Kunden Preisanhebungen durchsetzen. Die fest fahrenden und meist abhängigen Transportunternehmen stehen alle mit dem Rücken zur Wand. Im Spotmarkt werden Preisvorstellungen aufgerufen, die man nicht für möglich gehalten hätte - und es findet sich immer einer, der den Auftrag durchführt.
Im Paketmarkt wird von den marktbeherrschenden Anbietern nach denselben Grundsätzen verfahren. Hier liegt das Problem jedoch mehrheitlich an mangelnden Lager- und Personalkapazitäten.
Der Logistikbereich ist lt. Politik ein 'systemrelevanter' Bereich, der gerade mit Billigung der Verantwortlichen in Politik und Unternehmen voll gegen die Wand gefahren wird. Kurzfristiges Gewinnstreben in einem gestörten System (ist auf Vollauslastung ausgelegt und hat die letzten Jahre immer funktioniert) wird gegenüber einem partnerschaftlichen Verhalten (gibt es bei vielen auch schon lange nicht mehr) präferiert.
Allein bei den deutschen Transportunternehmen stehen geschätzt mind. 100.000 Jobs auf dem Spiel. Es sind nach meinen Rückmeldungen von Kunden bereits viele Kraftfahrer durch Insolvenz oder Betriebsschließungen arbeitslos geworden. Dazu noch viele in anderen Firmen (z.B. LKW-Händler, Werkstätten). und wenn die Wirtschaft wieder zu funktionieren beginnt (wann auch immer), werden diese Menschen und Kapazitäten vor allem im Nahverkehr fehlen. Im Ausland sieht es in vielen Ländern nicht besser aus, weil viele Ost-EU-Transportunternehmen stark vom West-EU-Markt abhängen.
Sehr gutes Statement, Uto.....trifft den Nagel auf den Kopf.
Ein paar wenige TU`s, welche das Glück haben in einem Segment tätig zu sein wo es noch brummt, kommen mit einigermaßen erträglichem Schaden raus. Bei den meisten sehe ich ganz dunkle Wolken (um nicht zu sagen Gewitter) am Horizont.
In den nächsten Wochen werde ich mal wieder LKW fahren und bin gespannt, wie es unterwegs so aussieht.
Wenn man nicht ganz blind auf beiden Augen sein wollte,konnte man diese Entwicklung bereits vor zwei Monaten voraussehen. Und,das hier ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange!
Geht nicht,gibt`s nicht! Weil,wo ein Wille ist,da ist auch ein Gebüsch!
Mut ist, wenn man Durchfall hat und trotzdem bläht!
Wir haben das Glück Getränke zu fahren und deshalb ist bei uns mächtig was los.
An Feiertagen brummt es da sowieso immer und jetzt, da alle Gaststätten, Biergärten usw. zu sind, wird zuhause noch mehr als üblich getrunken.
Aber gut bezahlte Rückladungen sind Mangelware. Bei unseren festen Kunden geht es noch, außer Liebherr, da ist bei Kühlschränken auch wenig los, kein Wunder wenn bis letzte Woche die Elektroläden alle zu waren und wenn jemand Kurzarbeit hat, tauscht man einen funktionierenden Kühlschrank wahrscheinlich als Letztes.
Aber Ladungen von Nörpel, Dachser sind wirklich mies bezahlt, die nutzen die Situation voll aus.
Du fährst für eine Brauerei, die nur ganz marginal Fassbier, sondern fast ausnahmslos Kistenware für zu Hause vermarktet. Bei anderen Brauereien, ich nenne mal die Bitburger als Deutschlands größte Fassbierbrauerei, sieht es eher bescheiden aus.
Genauso ist die Lage für die TU`s, welche für Getränkegroßhändler fahren. Hast du einen als Kunden, der überwiegend den Lebensmittelhandel und Getränkemärkte bedient....alles gut. Davon gibt es hier einen im Forum.
Zwei aus unserem Forum bedienen Großhändler, welche überwiegend die Gastronomie beliefern.....da ist fast Stillstand angesagt und beiden habe ich auf diesem Weg geholfen....schäme mich schon fast.
Es ist also alles relativ und ich bin froh, aus dem Geschäft raus zu sein.
PS: Der Beitrag von Patrick hat sich mit meinem überschnitten, sagt aber das Gleiche aus.
Also bei uns ist Getränke - zumindest bei meinen Kunden - tod. Aber die haben 90% Gastro und die 10% Handel fahren die natürlich selbst.
Blumen brummt wie sau, da alle Bau und Gartenmärkte wieder auf haben. Und da du hier Hebebühne brauchst und immer Leergut zurück muss, wird dort an der Preisschraube nicht gedreht. Aktuell versuchen viele da rein zu drücken als Rückladung, scheitern aber bei 90% der Märkte wegen keine Hebebühne und meist halt auch keine Blumenbreite. Außerdem haben bei meinem größten Kunden die Woche 3 Ost Eu Jungs die LKW beim wegfahren von der Rampe direkt abgeladen, da nicht richtig gesichert.... Also ist der Spediteur direkt raus....
Letzte Woche bin ich die Erste GMP Kipper Tour gefahren, direkt für die Mühle. Erstaunlich gute Preise, Bedingung aber Selbsteintritt und Fahrer der neben Hochdeutsch möglichst auch Plattdeutsch kann... Läuft also.
Spotmarkt ist eine Katastrophe, weiß nicht wie die überleben können. WIr fahren aktuell mit den Blumen LKW immer Leer heim. Raus ist gut genug und für 200 € nehme ich nichts mit....
Witzigerweise habe ich die Tage einige Stückgutsendungen angefragt, da ein Neukunde dies komplett mit gebucht haben möchte. Völlig unverschämte Preise, Palette aus Österreich zu mir (1 Euro) wollten die 600 € haben..... Das wären bei 33 Paletten traumhafte Renditen auf einem Zug...
Ich bleibe so wie ich bin. Schon alleine, weil es andere stört....
Zitat von Skydiver im Beitrag #169Hast du noch was zu tun, Klaus?
Und wie sieht es bei den anderen hier aus, auch in Bezug auf die Frachtvergütungen?
Also,Raum Paris ist recht tot. Das heißt, ich fahre weiter nach F rein und nehme das bisschen für Paris mit. Da es ruhig ist,nehme ich aus z.b. der Bretagne,keine Komplettladungen mit zurück. Die Preise sind unterirdisch. Also sammel ich auch dort Teilpartien ins Ruhrgebiet. So kommt man doch noch einigermaßen rund. Ist aber auch mit mehr Arbeit verbunden. Normalerweise halte ich mich nicht damit auf,weil die nächste Exporttour meistens schon steht,bevor ich den letzten Kunden in Paris abgeladen hab. Ist schon ganz schön Käse im Moment...
Geht nicht,gibt`s nicht! Weil,wo ein Wille ist,da ist auch ein Gebüsch!
Mut ist, wenn man Durchfall hat und trotzdem bläht!
Das Große Problem kommt aber denke ich noch. Hier öffnen die ersten Geschäfte aber wenig los. Jeder kauft nur das was er unbedingt braucht..
Selbst wenn alle Kneipen und Restaurants wieder auf haben, wird es denke ich nicht sofort wieder voll sein..
Dazu wird jeder erst mal auf seinem Geld sitzen bleiben.
Und von den versprochenen Hilfen haben in meinem Dunstkreis bisher nur 1 von 100 etwas gesehen bzw.. bekommen. Aber schon diskutieren über Autohilfen damit VW ja nicht verliert... Diesen Affen sollte man sauber zwischen die Augen schießen... Ich für meinen Teil schaue mir das noch 4 Wochen an, danach überlege ich was ich tue. Ein Fahrer geht mir eh auf den Sack, der wird dann eventuell gehen... Mein Glück ist, das bis auf 1 Auflieger und den Actros alles bezahlt ist, da kann ich die Autos abmelden und die Rate für den einen Zuge bekomme ich zusammen.
Ich bleibe so wie ich bin. Schon alleine, weil es andere stört....
Also in meiner Branche ist folgendes Fazit zu ziehen......Im Non-Food-Bereich so gut wie keine Schadenmeldungen....hier hofft die gesamte Branche auf "Nachmeldungen" wenn die Güter endlich ausgeliefert wurden.......Im Food-Bereich (mein Steckenpferd) ist es auch deutlich ruhiger geworden.....abgesehen davon, dass die Lokale und viele Kantinen zu haben, was aber eher den TK-Bereich betrifft, der nach Kundenaussagen in diesem Bereich am Boden liegt, kann ich mir nicht vorstellen, dass die transportierten Mengen um sehr viel weniger worden sind....Okay die Spitzen nach oben wird es momentan nicht geben und auch vom Normalaufkommen wurde sicherlich etwas eingebüßt, aber das ist in unserer Branche der Punkt. Es werden wahrscheinlich hauptsächlich eigene Fahrzeuge bzw. langjährige TU´s eingesetzt, die es eben auch können und somit auch die Schadenquote gering gehalten.
Und da ich jeden Tag auch über den Gartenzaun schauen darf, Logistikdienstleister zu Eigengeschäft haben, habens immer noch, man setzt auf "eigene" Kontakte, man tauscht Ladungen... Aus IT könnte man eingies raufholen, wenn man runter kommen würde. Rückladung sind unter aller Sau, wobei ich denke, das der Marktteilnehmer aus dem "Großdeutschen Reich" mehr Cochones hat, als der Deutsche Klein TU. Hegelmann und Co. haben Ihre Preisuntergrenze durchaus im Griff, Deutsche fahren billiger...
Straßengüterverkehr ist die Auslagerung von mangelndem Denkvermögen auf öffentliches Gut.
Ist irgendwie komisch, wir beschweren uns über die ganzen Großflotten aus LT und Co, man hört aber immer wieder das diese sich über den deutschen Preiskampf durch deutsche TU beschweren...
Wie Martin schreibt, mit etwas Kontakten kommt man über die Runden.
Ich bleibe so wie ich bin. Schon alleine, weil es andere stört....